Wissensmanagement wird Pflicht!?
„Wissensmanagement wird Pflicht!“. So charakterisiert die einschlägige Fachzeitschrift wissensmanagement, in einem ihrer Titelthemen, aus dem vergangenen Jahr, die ISO 9001:2015 – die neue Revision der Norm für Qualitätsmanagement, vorgeschrieben von der Internationalen Organisation für Normungen (ISO = International Organization for Standardization).
„Die neue ISO 9001 macht Wissensmanagement ab Herbst 2015 zur Pflicht. Nach einer Übergangszeit von drei Jahren müssen alle Unternehmen, die bereits zertifiziert sind, einen entsprechenden Umgang mit der Ressource Wissen nachweisen.“ – wisssensmanagement, Heft 2/2015
- Oliver Lehnert: Editorial: Wissensmanagement ist ISO-reif
- Klaus North et al.: Die neue ISO 9001:2015 – Wissensmanagement wird Pflicht!
- Gabriele Vollmar, Christian Keller: Was bringt die neue ISO 9001:2015?
- Ronald Orth, Phillip Karcher: Der Faktor Wissen: Die ISO 9001 beschreitet neue Wege
- Peter Pawlowsky, Jens Hengst: Warum Wissensmanagement in die ISO 9001 gehört – eine empirische Studie
- Nikil Merani: Risikobasiertes Denken im Mittelpunkt
Die Neufassung der international anerkannten Qualitätsnorm, in der der Umgang mit Wissen nun expliziter Bestandteil wird, wurde bereits Ende 2014 in der Artikelserie „Qualitätsmanagement trifft Wissensmanagement“ von der Community of Knowledge adressiert.
„Das alte Jahr brachte uns bereits den spannenden Ausblick auf die Veränderung der ISO 9001. Es wächst zusammen, was zusammen gehört. Bei der Community of Knowledge finden Sie alle Informationen rund um das Thema „Qualitätsmanagement trifft Wissensmanagement“. Thematische Überschneidungen waren schon immer da, doch im Jahr 2015 soll der Umgang mit der Ressource Wissen auch offiziell in die Norm aufgenommen werden.“ – Community of Knowledge, Newsletter 12/2014
- Ralf Mengel: Wissensmanagement im Kontext mit der neuen ISO Norm 9001:2015
- Christof Dahl: Wissensmanagement in der neuen ISO 9001:2015: Modernes Qualitätsmanagement
- Christian Katz: Eine ISO-Norm für Wissensmanagement?
Aber falls dem tatsächlich so ist, dass Wissensmanagement zur Pflicht bzw. Vorschrift wird, und nicht wieder nur ein ähnlich geartetes Surrogat, dann stellt sich die Frage, ob sich daraus nun endlich eine legitimierende, nachhaltige Chance oder aber eher eine kontraproduktive, weitere brandmarkende Herausforderung für das Thema Wissensmanagement ergibt.
„Last month I posted about the planned ISO standards for KM, and received some positive feedback, and some negative feedback.“ – Nick Milton, 11/2015 1)
Wenn eines der unumstößlichen Prinzipien, auf denen Wissensmanagement basiert, Freiwilligkeit ist, dann ist die langfristige Wirkung klar. Dass man nun kurzfristig aus der Verpflichtung Kapital schlagen wird, verstärkt diese nur noch.
Wächst da wirklich zusammen, was zusammen gehört, im richtigen Kontext?
1) Bei der „working group“, von der Nick Milton in seinem Artikel spricht, die im HR-Bereich der ISO einen Wissensmanagement-Standard entwickelt, handelt es sich um die WG 6 Knowledge Management des ISO/TC 260 Human resource management. Laut Nick ist die Grundlage für diesen Standard der Standard SI 25006 (Knowledge Management Systems – Requirements) der Standards Institution of Israel. Eine englische Übersetzung des Standards bzw. den Antrag für einen neuen ISO-Standard, auf Grundlage dieses Standards, finden Sie z.B. hier (Standard-Übersetzung ab Seite 17). Und der Standard, den man daraus entwickeln möchte, nennt sich dann ISO/AWI 30401 (Human resource management – Knowledge management systems – Requirements). Aktuell befindet sich der aber noch in einem Vorbereitungsstatus. (2015-11-24) Eine Veröffentlichung ist für 2018 vorgesehen.