DACH KM Newsletter:2009-02 (GNL)/(xArtikel) Die Bedeutung liegt im Müll (Andreas Zeuch)

Aus DACH KM wiki
Wechseln zu: Navigation, Suche

Inhaltsverzeichnis


Stichworte: Komplexität, Wissensmanagement, Metapher, Bewertung von Daten, scheinbare Sicherheiten, Nichtwissen, individuelle Intuition, Wissenskonventionen


Gute Antworten sind das Ergebnis noch besserer Fragen

Der Fadenwurm ist ein wenig attraktiver Wurm, der so simpel gebaut ist, dass einige seiner Arten sogar stundenlang Temperaturen von rund minus 270 Grad in flüssigem Helium überleben können. Fadenwürmer verfügen über rund 20.000 Gene.

Sie sind ein Mensch. So wie ich auch. Und ich glaube, wir sind uns schnell einig, dass wir uns selbst ein gerütteltes Maß an höherer Komplexität zuschreiben, als dem Stamm der Fadenwürmer. Indessen: Wir verfügen trotzdem nur über 22.000 Gene. Das sind gerade mal 10% mehr als diese unglaublich resistenten Würmer.

Vollkommen verwirrt bleiben wir zurück, wenn wir jetzt noch betrachten, über wieviel Gene eine Maus verfügt, die vermutlich in der Komplexität irgendwo zwischen Fadenwürmern und uns Menschen steht: 23.000.

Somit stellt sich eine wichtige Frage: Wird die Komplexität eines Lebewesens tatsächlich durch seine Gene definiert? Die momentanen Vermutungen gehen in eine andere Richtung. Im Stil des DNA-Codes sind lächerliche 1,5% des menschlichen Genoms codiert. Die restlichen, erschlagenden 98,5% wurden bislang als Datenmüll betrachtet. Ein sehr besonderer Müll, der über Jahrmillionen mit nur geringfügigen Veränderungen weitergegeben wurde.

Da stellen sich sofort zwei weitere wichtige Fragen:

  1. Warum sollte es überhaupt derart erschlagend viel Müll im Genom geben?
  2. Wenn dieser Müll so unwichtig ist, wieso gibt es dann dort kaum Mutationen?

Des Rätsels Lösung naht: In dem Müll werden mittlerweile Steuermoleküle vermutet, die auf bislang nicht verstandene Weise zu der eigentlichen Formen- und Artenvielfalt den wesentlichen Teil beitragen.

Aus meiner Sicht eines Wissensmanagent-Laien ist diese Geschichte eine schöne Metapher für die vorschnelle Bewertung von Daten, scheinbare Sicherheiten, die in Sackgassen führen und die Entwertung von Nichtwissen. Und eine mangelnde individuelle Intuition in der Neubewertung und -interpretation von Wissenskonventionen.

Zu schnell in Antworten zu verfallen ist nicht immer hilfreich. Gute Antworten sind das Ergebnis noch besserer Fragen. Nichtwissen ist nicht einfach nur weg zu managen, weil es ein Defizit ist. Es kann schnell zur Ressource für bahnbrechende Innovationen werden. Aber nur, wenn es nicht sofort gestopft wird wie ein Loch in der Socke.


Ihnen ein tolles neues Jahr mit vielen querdenkenden Erkenntnissen

Andreas Zeuch


Weiterführende Links

Allgemeines

Buchtipps

Videos

Podcasts


Autor(en)

Andreas Zeuch

Andreas Zeuch, Effektive Entscheidungskultur


Inhalt: DACH KM Newsletter 2009-02 (GNL)

  1. (xArtikel) Die Bedeutung liegt im Müll (Andreas Zeuch)
Meine Werkzeuge

Varianten
Aktionen
Navigation
DACH KM wiki
Wissensmanagement
Medien
Hilfe
Werkzeuge
DACH KM im Web...