DACH KM Newsletter:2013-02/(xArtikel) Welche Kompetenzen Wissensmanager brauchen

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von Klaus North, Silvia Guresz, Manuela Gutmann, Stefanie Merzenich, Isabelle Walinski

Inhaltsverzeichnis


Hinweis: Dieser Artikel wird mit freundlicher Genehmigung von 'wissensmanagement - Das Magazin für Führungskräfte' und den AutorInnen öffentlich zur Verfügung gestellt.


Überblick

Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Non-Profit-Organisationen schaffen zunehmend Stellen für eine Profession, die noch vor wenigen Jahren von Datenbank-Administratoren erledigt wurde: dem Wissensmanager. Denn aufgrund der zunehmenden Informationsflut brauchen Unternehmen Mitarbeiter, die das vorhandene Wissen sammeln und verwalten. Ob in Voll- oder Teilzeit, Wissensmanager sind heute in fast jeder Organisation ein Muss. Doch was tun Wissensmanager und welche Anforderungen werden an die Berufsgruppe gestellt? Während in Frankreich der Beruf „Knowledge Manager“ bereits von staatlicher Seite anerkannt wird [1], gibt es im deutschen Raum bisher kein abgestimmtes Berufsbild als Grundlage für die Aus- und Weiterbildung sowie die Zertifizierung von Wissensmanagern. Die Initiative der deutschsprachigen Wissensmanagement-Gesellschaften [2] hat sich zum Ziel gesetzt, die Rolle des Wissensmanagers auch in Deutschland zu professionalisieren und ein entsprechendes Berufsbild zu entwickeln.


Hierzu fand zunächst ein Workshop mit Vertretern aus Wissenschaft und Praxis statt, bei dem von einem ganzheitlichen Verständnis von Wissensmanagement ausgegangen wurde. Dabei wurden acht Aufgabenkategorien für Wissensmanager abgeleitet:

  1. Strategische Ausrichtung des Wissens und Verankerung des Wissensmanagements im Strategieprozess
  2. Konzeption und Implementierung eines systematischen Wissensmagements, einschließlich zugehöriger Instrumente
  3. Unterstützung von Lernprozessen und Kompetenzentwicklung
  4. Organisationsentwicklung aus der Wissensperspektive
  5. Unterstützung von Innovationsprozessen
  6. Optimierung operativer Prozesse aus der Wissensperspektive
  7. Analyse und Bewertung von Wissensprozessen
  8. Unterstützung interner Informations- und Kommunikationsflüsse (Wissenstransfer).

Daran anschließend wurden in einer explorativen Studie 30 Stellenanzeigen und Stellenbeschreibungen für Wissensmanager aus den drei Ländern, die den Mitgliedern der Arbeitsgruppe bekannt waren, anhand der obigen Aufgabenkategorien analysiert. Fünf Stellenanzeigen entsprachen nicht dem gesuchten Profil. Es wurden schließlich 25 Anzeigen und SteIlenbeschreibungen, die u.a. die Titel Wissensmanager, Knowledge Advisor, Knowledge Networking Officer, Projektleiter Unternehmensorganisation trugen, unter die Lupe genommen.

Auswertung der Anzeigen

Von den definierten Aufgabenkategorien wurden alle innerhalb der 25 Stellenanzeigen und Profile aufgeführt. Am häufigsten, mit 19 Nennungen, war die Konzeption und Implementierung eines systematischen Wissensmanagements, einschließlich zugehöriger Instrumente als Funktion des Wissensmanagers angegeben worden. Die Unterstützung interner Informations- und Kommunikationsflüsse (Wissenstransfer) wurde 18 Mal genannt. Mit 13 Nennungen folgten die Optimierung operativer Prozesse aus der Wissensperspektive sowie die Unterstützung von Lernprozessen und Kompetenzentwicklung innerhalb des Unternehmens.

Die strategische Ausrichtung des Wissens und die Verankerung des Wissensmanagements im Strategieprozess sowie die Organisationsentwicklung aus der Wissensperspektive wurden jeweils 11 Mal angeführt. Des Weiteren enthielten sechs Stellenanzeigen und Steilenprofile Anforderungen zur Analyse und Bewertung von Wissensprozessen. Die Unterstützung von Innovationsprozessen stellte sich, mit nur fünf Nennungen innerhalb der Stellenprofile eines Wissensmanagers, als die am wenigsten genannte Aufgabe heraus.


Anforderungen an Wissensmanager

Unterscheidet man zwischen produzierenden Unternehmen und Dienstleistungsorganisationen, vornehmlich Beratungsunternehmen, ergibt sich folgendes Bild:

Die neun untersuchten produzierenden Unternehmen suchen vor allem einen Wissensmanager, der in der Lage ist, Konzeption und Implementierung eines systematischen Wissensmanagements voranzutreiben und den Wissenstransfer sowie Kompetenzentwicklung und Lernprozesse zu unterstützen. Des Weiteren wird eine Person gesucht, die maßgeblich bei der Organisationsentwicklung mitwirkt sowie operative Prozesse aus der Wissensperspektive optimiert. Weniger häufig genannt wird die Analyse und Bewertung von Wissensprozessen und die Beteiligung bei der Verankerung des Wissensmanagements im Strategieprozess.

Von den sieben untersuchten beratenden Unternehmen sucht die Mehrheit einen Wissensmanager für die Unterstützung interner Kommunikations- und Informationsflüsse. Fast genauso wichtig - mit jeweils vier Nennungen - ist die Mithilfe bei der Verankerung des Wissensmanagements im Strategieprozess und der strategischen Ausrichtung des Wissens, die Konzeption und Implementierung eines systematischen Wissensmanagements mit zugehörigen Instrumenten, die Unterstützung von Lernprozessen und die Kompetenzentwicklung sowie die Optimierung operativer Prozesse aus der Wissensperspektive. Nur 28 Prozent der beratenden Unternehmen wünschen sich einen Wissensmanager, der in der Lage ist, Innovaflonsprozesse zu unterstützen oder die Organisationentwicklung aus der Wissensperspektive voranzutreiben. Die wenigsten beratenden Unternehmen erachten die Analyse und Bewertung von Wissensprozessen als wichtig.

Fazit

Die explorative Studie zeigt: Innerhalb der vordefinierten Aufgabenkategorien fallen insbesondere die Konzeption und Implementierung eines systematischen Wissensmanagements, einschlieBlich zugehöriger Instrumente sowie die Unterstützung interner Informations- und Kommunikationsflüsse (Wissenstransfer) in das Aufgabengebiet eines Wissensmanagers.

Die Analyse und Bewertung von Wissensprozessen und die Unterstützung von Innovationsprozessen werden nur selten von einem Wissensmanager erwartet. Andere Untersuchungen bestätigen: Wissens- und Innovationsmanagement werden in der betrieblichen Praxis noch vielfach getrennt betrachtet. Auch die strategische Ausrichtung und die Organisationsentwicklung aus der Wissensperspektive treten eher in den Hintergrund.

Im Sinne einer umfassenden Professionsentwicklung gilt es hier, Aufklärungsarbeit bezüglich der organisatorischen Verankerung des Wissensmanagements zu leisten.

Eine Musterstellenbeschreibung aus den analysierten Profilen widerspiegelt die Vielfalt der möglichen Aufgaben (siehe Kasten).

Zudem ist die Verbreiterung der empirischen Basis wünschenswert. Hierzu bitten wir Sie um Ihre Mithilfe: Sind Sie Wissensmanager oder kennen Sie einen Wissensmanager, dann schicken Sie doch bitte Ihre Stellenbeschreibungen (gern anonymisiert) oder Ihnen bekannte Stellenanzeigen an den Erstautor.


Musterstellenbeschreibung

Muster-Stellenprofil Wissensmanager/in

Aufgabenschwerpunkte:

I. Konzeption und Implementierung eines systematischen Wissensmanagements, einschließlich zugehöriger Instrumente:

  • Planung und redaktionelle Umsetzung von neuen bzw. zu überarbeitenden Inhalten auf Basis von WCM (Web Content Management) für die Wissensbasis Konzeptentwicklung.
  • Alles von der Moderation des Strategieprozesses über die konzeptionelle Entwicklung zukunftsweisender WM-Ansätze bis hin zur konsequenten Umsetzung von KM-Projekten und Maßnahmen.
  • Koordination der Erstellung sowie methodische Weiterentwicklung von gesellschaftsspezifischen Wissensbilanzen sowie deren Konsolidierung zu einer Konzernwissensbilanz.

II. Unterstützung interner Informations- und Kommunikationsflüsse (Wissenstransfer):

  • Strukturierung und Verteilung des Wissens innerhalb des Unternehmens.
  • Unterstützung der Unternehmensbereich-Standorte weltweit sowie internationaler Projekte im Bereich Know-how Exchange.
  • Moderation und!oder Unterstützung von Workshops zur Analyse und Umsetzung von Methoden zum Wissenstransfer.
  • Kommunikation an der Schnittstelle zum Qualitätsmanagement und der Personalentwicklung.

III. Optimierung operativer Prozesse aus der Wissensperspektive:

  • Verantwortung, Steuerung und kontinuierliche Verbesserung des WM Prozesses.
  • Unterstützung bei Aufbau! Optimierung der Arbeitsabläufe für neue Produkte.
  • Unterstützung der Projektleiter aus der Linie, Zusammenarbeit mit den Inhabern von Wissensmanagementinfrastruktur. sowie mit dem Knowledge Networking Office mit dem Ziel die produktivität und Wirtschaftlichkeit von verschiedenen Prozessen erheblich zu steigern.

IV. Unterstützung von Lernprozessen und Kompetenzentwicklung:

  • Konzeption und Evaluation zielelgruppenspezifischer Trainings und Entwicklungsprogramme auf Basis ermittelter Weiterbildungsbedarfe und Laufbahnplanungen Mitwirkung bei der Entwicklung und Implementierung von IT-gestützten Weiterbildungsprogrammen.
  • Schulung neuer Mitarbeiter in Wiki-Anwendungen.


Zusätzliche Aufgaben:

I. Organisationsentwicklung aus der Wissensperspektive:

  • Steuerung aller bereits bestehenden WM Prozesse und Verantwortung für die WM-IT Lösungen sowie deren Weiterentwicklung.
  • Mitwirkung bei der Erarbeitung und Umsetzung eines Kommunikationskonzepts zur Förderung der aktiven und passiven Nutzung von Wissensmanagementsystemen im Konzern.
  • Abteilungsübergreifende Definition und Dokumentation von Prozessen und Arbeitsanweisungen in Zusammenarbeit mit den Fachabteilungen

II. Strategische Ausrichtung des Wissens und Verankerung des Wissensmanagements im Strategieprozess:

  • Konzeption, Aufbau und Implementierung eines standardisierten internen Wissenssystems.
  • Definition von Richtlinien und Standards für Wissensmanagementtools und -plattformen im Konzern.
  • Mitwirkung bei der strategischen Planung des Themas.


Literatur

  1. [1]
  2. Gesellschaft für Wissensmanagement (GfWM), österreichische Plattform Wissensmanagement (PWM) sowie Swiss Knowledge Management Forum (SKF)


Autor(en)

Klaus North et al.

Prof. Dr. Klaus North lehrt Internationale Unternehmensführung an der Wiesbaden Business School Hochschule RheinMain. Er beschäftigt sich mit den Zusammenhängen von Wissens-, Innovations- und Kompetenzmanagement in Theorie und Praxis sowie mit der Gestaltung produktiver Wissensarbeit.

Silvia Guresz, Manuela Gutmann, Stefanie Merzenich, Isabelle Walinski haben im Rahmen des Studiengangs Master of International Business Administration die Analyse der Stellenanzeigen für Wissensmanager durchgeführt.


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